VR∙Nerds

Indie-Entwickler, vereinigt euch!

Viel Spaß!

In unserem Kommentarbereich auf VR Nerds und Facebook hören wir von eifrigen Lesern immer wieder, dass es ihnen noch immer an einer echten Killer-App für die HTC Vive fehlt. Zwar stößt Resident Evil 7 in diese Richtung und erfreut sehr viele VR-Nutzer, dennoch ist das Spiel für die nächsten Monate noch Playstation VR exklusiv.

1037 Spiele sind VR-Exklusiv und mit der Vive spielbar.

Dabei herrscht kein Mangel an Spielen für die HTC Vive: Wer im Steam Store nach Spielen sucht, die VR exklusiv und mit der HTC Vive kompatibel sind, findet immerhin stolze 1037 Ergebnisse. Spezifiziert man seine Suche, findet man schnell heraus, dass allein die Hälfte dieser Spiele von Indie-Entwicklern stammt (640).

Zwischen all den kleinen Indie-Perlen tummeln sich jedoch leider auch viele schlechte Spiele und halbgare Software. Als ich anfing mich etwas tiefer in die Materie einzuarbeiten, um herauszufinden, welches als das beste HTC Vive Indie-Spiel angesehen wird (was laut Steam-Usern im Übrigen “Waltz of the Wizard” ist), fiel mir etwas Interessantes auf:

Von den über 1000 VR-Spielen sind immerhin 640 von Indie-Entwicklern.

Lässt man sich auf Steam die Spiele der HTC Vive nach Nutzerreviews aufschlüsseln schmilzt die Zahl der 640 Spiele auf 553. 87 Spiele haben nicht einmal eine Bewertung von der Steam-Userschaft erhalten. Sie sind wahrscheinlich kaum gespielt worden und in der riesigen Flut an VR-Games einfach untergegangen. Ich begann also nachzuzählen und siehe da: 356 der 553 Spiele haben eine überwiegend positive Nutzer-Review. Das bedeutet jedoch auch, dass 197 Spiele eine mittelmäßige bis schlechte Bewertung erhalten haben. Das sind immerhin fast 36 Prozent der Gesamtmenge. Also mehr als ein Drittel. 86 Spiele haben sogar eine sehr schlechte Wertung erhalten. Immerhin noch 15 Prozent der Gesamtmenge.

Ein Drittel aller Indie-Spiele ist nicht gut

Wir fassen also zusammen: Von den 640 Indie-HTC-Vive-Spielen haben 87 keine Wertung. Auf die restlichen Spiele verteilen sich 64 Prozent gute, 21 Prozent mittelmäßige und 15 Prozent schlechte Bewertungen. Doch selbst die Spiele mit den besten Bewertungen wurden von vergleichsweise wenigen Nutzern bewertet. Kaum ein Spiel kommt auf über 200 Bewertungen, was natürlich auch der noch nicht flächendeckenden Verbreitung von VR Headsets und dem Überangebot an Spielen zuzuschreiben ist. Ob mögliche gekaufte Nutzerreviews diese Statistik verfälschen lässt sich also nicht sagen.

Die letzten Plätze auf der Liste belegen im Übrigen Gun Range VR, Street of Sanctuary VR und Equilibrium VR. Jedes dieser Spiele ist entweder von einem einzelnen Entwickler oder einem Studio produziert worden, zu welchem man selbst bei intensiverer Websuche so gut wie nichts oder höchstens eben jenes Spiel findet.

Diese drei liegen aktuell auf den letzten Plätzen.

Hier zeigt sich womöglich auch das größte Problem der Spiele: Die begrenzte Man-Power der Entwickler. Natürlich wird es das ein oder andere Studio geben, das aus Prinzip nur auf den VR-Hype-Train aufspringen und schnelles Geld machen will. Doch selbst die schlecht bewerteten Spiele sehen in der Regel nach hingeschludertem Schrott aus. Oftmals fehlt es am Polishing, an besserer Ausstattung, am Inhalt oder an der Erfahrung mit VR.

Die Technik ist zweifelsohne noch immer neu. Und ein gutes Spiel in der virtuellen Realität zu erschaffen ist zuweilen noch schwieriger, als für andere etablierte Formate. Es gibt neue Regeln zu beachten und noch gibt es keinen großen Erfahrungsschatz, auf welchen man als Spieleentwickler oder Designer zurückgreifen kann.

Und wenngleich Indie-Entwickler sich ab und an auch untereinander helfen, so glaube ich doch, dass es noch gewaltig an Austausch fehlt. Das ganze Feld ist noch derart neu und die Mittel von Indie-Entwicklern zuweilen auch noch so beschränkt, dass ein regerer Austausch unerlässlich wäre, für einen besseren Spielemarkt.

Indie-Entwickler, vereinigt euch!

Das geht doch besser!

Indie-Entwickler haben zum jetzigen Zeitpunkt noch die Chance groß im VR-Markt einzusteigen und all die Vorteile auszuspielen, welche sie gegenüber den großen Publishern haben: Kurze Entscheidungswege, den Mut etwas Neues auszuprobieren und ungewöhnliche Konzepte. Die Stärke von Indie-Spielen, welche einige Perlen bereits im normalen Spielbereich von der großen Konkurrenz absetzen können gerade im jungen VR-Markt ausgespielt werden. Auch die großen Player wissen noch nicht genau was sie mit VR anfangen sollen und hadern zuweilen noch mit den Darstellungsmöglichkeiten.

Selbstverständlich haben auch Indie-Entwickler damit ihre Probleme. Und während in großen Studios dutzende Leute zusammenarbeiten um diese Probleme zu lösen, können kleinere Entwickler kaum hinterherkommen. Umso wichtiger also, dass mehr untereinander besprochen und neue Erkenntnisse sowie Ressourcen ausgetauscht werden.

Einzelkämpfe sollten versuchen sich zu Indie-Studios zusammenzuschließen, um so Erfahrung, Geld und Manpower zu bündeln. Wenn die vielen kleinen und interessanten Ideen, welche momentan auf Steam zu finden sind, zusammengetragen und daraus vollständige Spiele und umgreifende Erfahrungen gestaltet werden – dann könnte daraus auch die Killer-App für die HTC Vive entstehen.

Natürlich gibt es auch jetzt schon gute Spiele für Valves VR-Brille. Und natürlich entwickeln auch schon größere Studios eigenständige Spiele, die entweder ebenfalls oder exklusiv mit der Vive laufen. Doch eine stärker organisierte Indie-Szene, welche ihre Stärken auszunutzen weiß, könnte im jungen Feld der VR eine starke Stellung beziehen und sich gegen die großen Player behaupten.