Simpsons Virtual Reality
Tower Tag auf Steam

Virtual Reality ist nicht wirklich ein neues Medium. Die Durchdringung des Konsumentenmarktes gelang aber erst in diesem Jahr und immer mehr Entwickler stürzen sich auf das neue Thema, denn sie möchten gerne ein Stück vom VR Kuchen abhaben. Klar, Kuchen ist gut! Doch diskutiert die Szene zu lange über Probleme, die eigentlich nicht die große Rolle spielen, die manche Unternehmen ihnen zuschreiben? Werden Konsumenten vor Dingen geschützt, vor denen sie nicht geschützt werden müssen? Und wie soll eine Killer App aus den Boden gestampft werden?

Das ewige Thema: Locomotion

Wenn man Events, Vorträge und Veranstaltung für Entwickler besucht, dann gibt es immer wieder ein Thema, ohne das keine VR Veranstaltung auskommt. Es wird stets über die Fortbewegung in der virtuellen Realität diskutiert und darüber, dass dieses Problem noch nicht gelöst wurde. Dies führte in der ersten Generation an Spielen dazu, dass viele Entwickler auf das Teleportieren zum Fortbewegen setzen, obwohl ein Großteil der Spieler, zumindest wenn man entsprechende Diskussionen im Netz verfolgt, keine Lust auf ständiges Teleportieren haben. Natürlich gibt es Spiele wie Damaged Core und Budget Cuts, bei denen das Prinzip hervorragend funktioniert, doch es gibt auch Spiele, bei denen es eher hinderlich ist und die Erfahrung einschränkt.
Doch warum setzen so viele Entwickler auf das Teleportieren? Der Grund ist simpel: Von Oculus und Valve wird stehts gepredigt, dass das oberste Ziel einer VR Erfahrung seien sollte, dass dem Benutzer nicht übel wird. Wenn man aber ermöglichen will, dass keiner Person übel wird, dann führt es häufig zu einer so starken Verstümmelung des Spiels, dass der Spielspaß verloren geht.

Oculus Rift shooter künstliche Intelligenz

Damaged Core für die Oculus Rift

Sicherlich gibt es Menschen, die unter Motion Sickness leiden und sicherlich gibt es auch Spiele, die gerade von innovativen Methode der Fortbewegung profitieren. Lucid Trips ist das beste Beispiel. In dem Spiel wird nicht auf einen klassische Steuerung per Controller gesetzt. Der Spieler bewegt sich hierbei per Motion Controller mit seinen Händen durch die virtuelle Realität. Somit ist das Prinzip der Fortbewegung eine Bereicherung und keine Einschränkung. Wir erleben hier eine Beschneidung der Virtuellen Realität, über die wir bereits kürzlich diskutiert hatten.

Dies bedeutet aber nicht, dass alle Spiele und alle Erfahrungen auf eine besondere Lösung des Problems warten sollten und bis dahin ihre Spiele mit Systemen ausstatten, die den Spieler eher einschränken. Es gibt kein universelles Geheimrezept für die Fortbewegung im virtuellen Raum und es ist absolut auch nicht verkehrt, auf die Steuerung mit dem Gamepad zu setzen, wenn die Erfahrung es verlangt und dadurch einfacher spielbar ist. Der Schutz der Konsumenten muss auch seine Grenzen haben und jeder Spieler kann selbst entscheiden, was er sich zumuten kann. Generell sollten eher mehr Demos angeboten werden, damit der Spieler sich ein kurzes Bild vom Spiel machen kann. Mir sind auch Untersuchungen bekannt, die besagen, dass Demos zu weniger Verkäufen führen. Doch Entwickler schützen sich mit einer Demo dennoch vor enttäuschten Kunden.

Lucid Trips Alpha gestartet

Lucid Trips

Doch es gibt Hoffnung am Horizont, denn aktuelle Spiele für PlayStation VR zeigen, dass man dem Spieler auch die Fortbewegungen mit einem Gamepad durchaus zutrauen kann. Dennoch glaube auch ich nicht, dass die Zukunft alleine in der Gamepad Steuerung liegt. Es ist aber ebenso nicht wahr, dass es irgendwo ein Geheimrezept gibt, auf das alle Entwickler in der Zukunft setzen sollten. Dies ist logisch, denn jedes Spiel hat andere Anforderungen.

Daher ist der Ansatz von Samsung mit dem Samsung Entrim 4D VR Motion Headphone interessant, denn damit könnte theoretisch ein besseres VR Gefühl vermittelt und die Motion Sickness Gefahr minimieret werden.

5d-totalmotion

Doch wo wir gerade bei zusätzlicher Hardware sind: Gewisse Plattformen für die Fortbewegung im virtuellen Raum sind auch immer wieder ein Thema und diverse Hersteller arbeiten an Systemen, die euch durch den virtuellen Raum bewegen lassen sollen. Solche Plattformen wie das 5D Totalmotion System von Futuretown sind sicherlich toll für Messen und Arcades, doch für den privaten Anwender machen diese Entwicklungen nur wenig Sinn. Solche Systeme sind in ihrer Verwendung immer stark eingeschränkt und extrem teuer. Wenn sie es nicht sind, dann werden sie (vermutlich) auch nicht besonders überzeugend sein. Persönlich finde ich solche Arcade-Projekte großartig und würde jederzeit Hallen besuchen, die mir etwas bieten, dass ich in meiner Wohnung nicht erleben kann. Doch als Konsument, der eine VR-Erfahrung für die eigenen vier Wände sucht, sind solche Produkte uninteressant.

Die Angst vor der Gewalt

Das andere Thema, das uns ständig begegnet ist die Darstellung von Gewalt in der virtuellen Realität. Es gibt sicherlich Grenzen des guten Geschmacks und vermutlich ist es auch so, dass diese Grenze in VR deutlich schneller erreicht ist. Dennoch denke ich, dass der User entscheiden sollte, welche Dimension der Gewalt er konsumieren will. Wir können es drehen und wenden wie wir wollen: Auch Virtual Reality ist virtuell und auch Virtual Reality Spiele sind im Endeffekt nur Spiele. Doch auch ich sehe, dass die Gewalt in VR mich persönlich stärker beeinflusst als am herkömmlichen Monitor. Zumindest im ersten Moment. Trotzdem habe ich aktuell nicht das Gefühl, als würde ich auf einen echten Menschen in Hover Junkers, Until Dawn: Rush of Blood und ähnlichen Spielen schießen. Ist das Töten in VR realistischer? Ja! Ist es wirklich realistisch? Nein.

Rail Shooter für PSVR

Until Dawn: Rush of Blood für PSVR

Bestimmt können wir uns nach dem nächsten Amoklauf darauf gefasst machen, dass die Medien sich auf VR stürzen, sofern beim Amokläufer Virtual Reality Inhalte gefunden werden. Das angebliche Trainieren des Tötens wird realistischer, doch wird dies zu einer höheren Gewaltbereitschaft führen? Schwer vorstellbar. Die Ursachen für Gewalttaten sind nicht in erster Linie im Konsum von bestimmten Medien zu suchen, denn die Ursachen sind vermutlich eher  psychischer Natur und ein Resultat der gesellschaftlichen Entwicklung, die zur Ausgrenzung und Nicht-Beachtung von sozialen Problemen und prekären Lebenssituationen führen kann.

Diesen Abschnitt bitte nicht falsch verstehen: Ich denke, dass man gerne über die Gewalt in VR Spielen diskutieren sollte und genau hinschauen muss. Ich habe aber auch das Gefühl, dass wir in wenigen Jahren über die aktuelle Debatte nur schmunzeln werden, wenn wir auf die grafische Darstellung und die Steuerung der Inhalte zurückblicken. Aber so ist eben der Lauf der Dinge.

Die Killer App muss her!

Ernsthaft? Braucht Virtual Reality eine Killer App? Und kann es eine sogenannte Killer App in der ersten Generation überhaupt geben? Mit einer Killer App wird eine Anwendung bezeichnet, die viele Menschen dazu bringt, sich ein entsprechendes System zu kaufen. Das klassische Beispiel hierfür ist Mario für die Nintendo Systeme. Wird ein Mario Titel veröffentlicht, dann stürzen sich die Menschen auch auf die Konsolen von Nintendo.

Nintendo NX

Doch auch Mario hat sich einen Ruf aufgebaut und die konstante Beibehaltung des Konzeptes führt heute dazu, dass viele Menschen sich das System wegen Mario kaufen. Es besteht eine sehr enge Verknüpfung zwischen Mario und Nintendo und man hat das Gefühl, dass eine Nintendo Konsole ohne Mario keine echte Nintendo Konsole ist. Virtual Reality ist aber, zumindest in der aktuellen Form, ein sehr junges Medium für die Massen. Ist es vielleicht übertrieben, wenn man glaubt, dass es direkt eine Anwendung geben müsse, die alle Menschen begeistert und zur Investition in ein Virtual Reality Headset verleitet?

Minecraft für OCulus Rift

Palmer Luckey kündigte auf der Oculus Connect 2 Minecraft für die Rift an

Gibt es für den PC aktuell überhaupt eine Killer App? Auch wenn sich Minecraft (mittlerweile ist auch Minecraft VR verfügbar) noch weiterhin großer Beliebtheit erfreut und World of Warcraft viele Spieler an den PC geholt hat, sehe ich auf dem PC aktuell keine Anwendung, für die sich die große Masse an Menschen unbedingt einen teuren PC zusammenstellen will. Bei den aktuellen Preisen der Virtual Reality Technik wird nicht eine Killer App ausreichen, damit die Menschen wie ferngesteuert in die Läden rennen und die Oculus Rift und die HTC Vive mit in ihre Wohnung tragen. Die Technik muss sich weiter etablieren, es muss viele gute Anwendungen geben und der Nutzer muss durch diese Vielzahl von Anwendungen einen deutlichen Mehrwert haben. Ich denke, dass wir erst eine Killer App sehen werden, wenn sich Virtual Reality weiter verbreitet hat. Auch wenn es aktuell eine Anwendung gäbe, die eine riesige Anzahl an Menschen begeistern könnte, so fehlt aktuell einfach eine gesunde Basis an Nutzern. Was wäre World of Warcraft gewesen, wenn es nur eine handvoll Spieler gegeben hätte, die das Spiel zum Start spielen konnten? Hätte sich das Spiel dann auch wie ein Lauffeuer verbreitet?

Youtube und Co. sind derzeit wichtige Kanäle für die Verbreitung von Videospielen. Doch ebenso wichtig ist, dass unsere Freunde die Spiele auch spielen. Daher glaube ich, dass wir irgendwann eine Killer App sehen werden. Ich glaube, diese Killer App kann aber erst zu einer echte Killer App werden, wenn es bereits eine breite Basis an Nutzern gibt, denn ansonsten kann die beste Idee schnell wieder im Nichts verschwinden.

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2 Jahre her

2idealist