Ready Player One Review
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Man mag vom Roman von Ernest Cline halten, was man will, jedoch gehört Ready Player One gehört zu einem der wichtigsten aktuellen Werke zum Thema Virtual Reality und zeichnet einen düsteren, aber auch spannenden Blick in die nahe Zukunft. Steven Spielberg hat sich die Vorlage zur Brust genommen und daraus einen Hollywood-Blockbuster  gemacht, der gewaltige 175 Millionen US-Dollar verschlungen hat. Wir VR-Nerds haben uns ins Kino begeben, die VR-Brillen gegen 3D-Brillen getauscht und uns auf das Abenteuer eingelassen. Achtung: Die Kommentare enthalten notgedrungen teilweise Spoiler!

Ready Player One – Ein Film für Niemanden

Der Film spielt wie das Buch im Jahr 2045. Menschen leben in gestapelten Wohnwagen, welche als Stacks bezeichnet werden, und flüchten sich in die Virtual Reality beziehungsweise in die Oasis. Der Erfinder der Oasis, James Halliday, verstirbt und hinterlässt in der virtuellen Welt ein Easter Egg, welches dem Finder die Kontrolle über die Oasis und ein unfassbares Vermögen beschert. Hier beginnt die Geschichte von Wade Watts, einem Teenager, der bei seiner Tante lebt, dem Wettbewerb verfallen ist und alle drei Schlüssel finden will, die das Easter Egg freigeben.

Ready Player One VR

Meinung Chris:

Steven Spielberg hält sich nur sehr grob an die Vorlage und macht aus der Suche nach dem ersten Schlüssel direkt ein generisches Autorennen, welches an Unnötigkeit nicht zu übertreffen ist. Ok, der Film soll ein breites Publikum erreichen, also einfach abwarten. Doch leider gibt es im Jungle der sinnfreien Referenzen und weichgespülten Charaktere nur wenig zu sehen. Ständig wird irgendeine Figur aus irgendeinem Videospiel integriert, ohne dass sie irgendeine Bedeutung für irgendeine „Welt“ hätte. Vermutlich war es das Ziel, jedem Menschen eine Videospielfigur zu zeigen, die er auch tatsächlich kennt, aber in dieser Form schießt man mit Kanonen auf Spatzen. Halo? Overwatch? Minecraft? Egal! Hauptsache die Blockbuster sind drin!

Anstatt den Film mit vielen Klassikern zu bestücken und deutlich die 25- bis 50-jährigen anzusprechen und den Nerd-Faktor aufzudrehen, wird querbeet vor keiner popkulturellen Referenz halt gemacht und die Liebesgeschichte sowie die dümmlichen Figuren könnten so aus jeder Disney-Produktion für Kinder ab 6 Jahren stammen. Meiner Meinung nach scheitert der Film daran, jeglichen Geschmack bedienen zu wollen, sodass ein Film für Niemanden entstanden ist.

Zudem stößt mir das Fazit des Films mehr als sauer auf und könnte einfallsloser nicht sein. Da bestimmt der Ober-Nerd Watts einfach, dass die Oasis an zwei Tagen der Woche geschlossen wird, damit die Menschen sich auch wieder in der Realität treffen, denn nur die Realität zähle. Sorry, wenn ich belehrt werden will, höre ich mir ein Album von Curse an. Bleibt zu hoffen, dass es keine Fortsetzung geben wird.

Meinung Sebastian: Gesellschaftskritischer Action-Film mit zu viel Reizüberflutung. Als Fan der 80er kam ich jedoch auf meine Kosten.

Meinung Nico: Gefehlt hat mir jeglicher Kontrast. Der Film war durchweg laut, schnell, bunt und voller Kamerafahrten, die mir das Zuschauen erschwert haben und vielleicht sogar Motion Sickness verursachen können.

Ready Player One Trailer

Meinung Alex: Hatte ich Spaß beim Anschauen des Films? Yes, I did. War er so, wie ich ihn mir vorgestellt und vielleicht sogar erhofft habe? Nope. Auch muss ich zugeben, das Buch nie gelesen zu haben. Doch scheint den Film das gleiche Schicksal ereilt zu haben wie einige aktuelle Blockbuster: der ein „Film-für-die-Ganze-Familie“-Truck hat ihn gerammt. Chris sagt das Gegenteil, ein Film für Niemanden, aber meint das Gleiche wie ich. Klar, als Erwachsener finde ich es schon cool, dass die modernen Animationsfilme Anspielungen und Gags enthalten, die für uns Erwachsene gedacht sind, damit wir die Filme auch zusammen mit unseren Kindern anschauen können (und wollen). Aber wenn es dann anders herum ist, finde ich es nicht so gut. Ich sag einfach mal Star Wars: Die letzten Jedi und die süßen knuffigen fluffy Porgs, dann weiß wohl jeder, was ich meine. Bei Ready Player One war nie wirklich jemand ernsthaft in Gefahr. Okay, außer die Kronjuwelen der Haptic-Suit-Träger („Damn, I regret buying the haptic groin update“). OK again, Wades Tante stirbt und er scheint extrem lange und intensiv deswegen zu trauern.

Man kann von den Tributen von Panem halten, was man will, aber dass die Menschen wirklich litten und es um Leben und Tod ging hat ihn für mich glaubhaft und „ansehbar“ gemacht. Ich möchte mit den Protagonisten mitleiden, ihre Emotionen auch nachvollziehen, um dann am Ende die Katharsis ebenso miterleben zu können. Hier sage ich nur The Game mit Michael Douglas, das Ende war unfassbar gut und hat mich volle Breitseite erwischt. Das ist großes Kino.

Zurück zum Film. Man, selbst der Bösewicht Nolan Sorrento ist eine Witzfigur und ich habe ihn von Anfang bis Ende bemitleidet, weil er doch einfach nur Böse sein will, aber es nicht durfte. Als ob Will Ferrell einen Bösewicht spielt. Ich wollte ihn manchmal auch nur in den Arm nehmen, wenn er wieder verarscht wurde. Und jetzt nehme ihn nur auf den Arm. Traurig, traurig.

Selbstverständlich ist der Film technisch auf hohem Niveau und gut recherchiert, auch wenn man als Tekki über unidirektionale Laufbänder und andere Ungenauigkeiten schmunzelt und hinweg sieht. Geht halt gut was ab in der Oasis. Auch die krasse Wonderwall am Ende durch das Level 99 Item Orb of Osuvox. I wonder why … die nur von einer Wache bewacht wird. Naja, ich könnte so weitermachen, lass ich aber mal, weniger ab-haten ist manchmal mehr. Denn wie gesagt, ich hatte eigentlich eine Menge Spaß bei dem Film. Und das ist am Ende für mich sogar die Hauptsache.

Meinung Phillip:

„Geil, durch RPO wird VR endlich Mainstream!“ – oder eben auch nicht. Auch wenn mir ein paar Ideen aus dem Fall persönlich ganz gut gefallen haben, muss ich sagen, dass ich eher enttäuscht bin. Vielleicht hatte ich auch einfach zu hohe Erwartungen an die ganze Sache. Dazu war der Film auch an sich nicht besonders gut: Charaktere teilweise zu flach, die Story wurde zu vorhersehbar durchgezogen und es gab ein paar blöde Logikfehler. Schade. Wer auf bunte Action steht, kann den Film sicher trotzdem gut anschauen und sich unterhalten fühlen. Ohne richtig tiefen VR-Bezug, den ich nun mal habe, bleibt Ready Player One ein spaßiger Sci-Fi-Actionfilm.

Meinung Ingmar:

Für mich war Ready Player One visuell sehr genießbar. Was hier technisch und ästhetisch geleistet wurde, ist next level!. Wunderschöne Partikeleffekte, 3D und Motion Capturing gerade in den Gesichtern war überragend, vor allem weil man die echten Menschen hinter den Charakteren wiedererkannt hat. Auch finde ich die Idee von Oasis und einer utopischen Welt, in der man sich ortsunabhängig in VR treffen kann, gut. Wie Altspace mit Haptic Suites, mehr Auflösung und besserer visueller Qualität! Wobei ich mich gefragt habe, wie die Locomotion in dem Bus funktionieren soll. 

Es war nur verdammt viel auf einmal. Zu viele, auch nicht mal im Buch vorkommende Bezüge auf die 80er, Games, die bekannt sind ect., damit für jeden was dabei ist. Wie schon von Nico kritisiert, fehlte viel Kontrast. Ein paar mehr ruhige Szenen und Kamerafahrten zwischendurch, um den Charakteren emotional etwas mehr Tiefe geben zu können, fehlten. Das hat beispielsweise der Film Drive in Perfektion vorgemacht. Wenn die verlorenen Millionen zocken, um die Realität zu verdrängen, wie sieht dann der Rest der Welt aus? Gibt es neben den Stacks und Milliarden-Städten im Kontrast dazu Dschungel, der die Metropolen umgibt? 

Durch Ready Player One ist VR nun im Kino auf der großen Leinwand. Aber erneut eher als dystopisches Szenario, da die Realität ja scheinbar doch wichtig ist, wenn alle in Stacks leben und für den Lebensunterhalt in Oasis arbeiten/zocken gehen. Komisches Ende.

Ready Player One

Meinung Ole:

Wenn man das Buch gelesen hat, ist Ready Player One ein Film, in den man wahrscheinlich mit zu hohen Erwartungen geht und dabei vergisst, dass selbst das Buch, wenn man ehrlich ist, nicht unbedingt durch Tiefgang besticht. Die Story ist, wie der alles in Gang bringende Halliday, allzu überzeugt von sich selbst und der Überlegenheit der 80er Jahre beim Thema Popkultur. Wenn man darüber hinwegschaut, bringt der Film genau das, was zu erwarten war: ein Effektefeuerwerk ohne großen Anspruch und gespickt mit unzähligen Popkultur-Referenzen. Um sich bei einer Tüte Popcorn berieseln zu lassen, reicht der Film allemal.

Schön wäre es gewesen, wenn man sich an die Zielgruppe erinnert und den Tritt-in-die-Eier-Witz (haha … ha) gespart hätte. An den meisten Stellen, an der der Film deutlich vom Buch abweicht, tut er es aus gutem Grund, denn das Medium ist einfach ein ganz anderes. Gerade als VR-Entwickler weiß man, wie man sich den Möglichkeiten der Technik anpassen muss. An anderen Stellen wirken die Eingriffe unnötig und anmaßend, albern oder schlichtweg dumm.

 

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