VR∙Nerds

HTC Vive: Die Entwicklung zu einem modularen System

Viel Spaß!

Vor ca. einem Jahr traf die VR Brille von HTC bei den Vorbestellern ein und seitdem hat sich die Vive, welche in Kooperation mit Valve entstand, weltweit zu einem sehr beliebten Produkt bei den VR-Nerds gemausert. Das System von HTC startete direkt mit Room-Scale VR und trackbaren Controllern und konnte damit seine Einzigartigkeit, zumindest zum Zeitpunkt der Veröffentlichung, unterstreichen. Die HTC Vive hat nicht den modernen Look der Oculus Rift, sondern unterscheidet sich optisch kaum vom damaligen Kit für Entwickler. Für die stark technikaffine Zielgruppe ist dies aber vielleicht genau der richtige Look. Vermutlich ist es auch genau der richtige Weg, nicht mit Innovationen zu warten, sondern diese schnellstmöglich verfügbar zu machen.

Die Entwicklung zu einem modularen System

Als die HTC Vive vor einem Jahr veröffentlicht wurde, hätten wir gedacht, dass mit dieser Brille der Standard bis zur nächsten Generation gesetzt ist. Die Zeiten von Upgrades, die erst deutlich später erscheinen, ist mittlerweile vorbei, denn mit einem neuen Produkt lässt sich auch direkt mehr Aufmerksamkeit generieren. Dennoch verfolgt HTC bei der Vive eine andere Strategie, die den experimentierfreudigen Nutzern sehr entgegenkommt, aber für die Entwickler auch Risiken birgt.

HTC hat noch für dieses Jahr vier Erweiterungen versprochen, die mehr sind als nur ein kleines Upgrade. Mit den Vive Trackern wird ein Produkt erscheinen, welches VR Guns zu einem Thema machen wird. Der Deluxe Audio Strap wird den Komfort beim Spielen extrem verbessern. Der TPCast wird die HTC Vive von den Kabeln befreien und aGlass soll schließlich die Vive auch noch um ein Eye-Tracking-System erweitern.

Die letzten beiden Zubehörteile werden zwar nicht von HTC selbst entwickelt, sondern von Startups, die von HTC begleitet und unterstützt werden. Wenn man sich alle Zubehörteile leistet, hat man bereits in diesem Jahr eine VR Brille, mit der wir wohl erst in den kommenden Jahren gerechnet hätten. Gleichzeitig stellt sich aber die Frage, wie die Entwickler mit der Separierung des Marktes umgehen werden. Sollten Entwickler beispielsweise ein tolles Spiel für das Eye Tracking System erschaffen, ist die potentielle Zielgruppe deutlich geringer als würden die Entwickler ein Spiel für die HTC Vive generell verwirklichen. Ähnliches trifft auch auf den Vive Tracker zu, denn eine besonders innovative Verwendung der Vive Tracker werden wir nur bei Spielen sehen, die auf eine Kombination aus Trackern und Controllern setzen, wobei nur ein gewisser Teil der Vive Besitzer auch Vive Tracker bestellen wird.

Beim Deluxe Audio Strap und dem TPCast ist der Support der Entwickler jedoch egal und deshalb werden diese Upgrades auch für jeden Konsumenten Sinn machen. Ebenso möchte HTC uns das aGlass System dadurch schmackhaft machen, dass alle HTC Vive Spiele anschließend mit Foveated Rendering gespielt werden können. Theoretisch könnt ihr also mit dem aGlass System zumindest eine schönere Optik aus den Spielen herauskitzeln, aber weitere Verwendungsmöglichkeiten sind völlig offen.

Doch auch wenn die Vive Tracker und aGlass ihren Nutzen für die Konsumenten noch beweisen müssen, so finden wir das Vorgehen von HTC dennoch großartig, denn wir dürfen früher mit neuen Technologien experimentieren als wenn wir auf die nächste Generation warten müssten. Beim Kauf aller Erweiterungen bezahlt ihr jedoch nahezu so viel als würdet ihr eine neue Generation in diesem Jahr kaufen. Wenn ihr den TPCast, den Vive Tracker, den Audio Strap und aGlass erwerben wollt, dann zahlt ihr ca. 700 US-Dollar und somit erhöht sich der Preis für das Komplettpaket doch deutlich.

Ähnliches VR Zubehör ist für die Oculus Rift aktuell leider nicht in Sicht und wenn, dann nicht von Unternehmen, die direkt unter der Flagge von Oculus segeln. Vermutlich wird Oculus also eher auf die klassische Strategie setzen und versuchen, euch mit der Oculus Rift 2, vielleicht schon im nächsten Jahr, zu überzeugen. Die Einbindung neuer Technologien durch HTC könnte einer Präsentation von Oculus aber schon im Vorfeld den Wind aus den Segeln nehmen, denn eine kabellose Rift oder eine Rift mit Eye Tracking würde Oculus nur zur Konkurrenz aufschließen lassen.