The Void Star Wars
Tower Tag auf Steam

Hach, es schlagen einfach zwei Herzen in meiner Brust. Der Fanboy, der alles durch die rosarote Brille und seine Begeisterungsfähigkeit verstärkt erlebt, und der nüchterne Tekki, der alles Erlebte auseinander nimmt und analysiert. Ich hatte heute die Gelegenheit, im Westfield Einkaufszentrum in London die temporäre Star-Wars-VR-Installation Secrets of the Empire von The Void zu erfahren.

The Void ist ein auf Free Roaming Full Body VR spezialisiertes Unternehmen aus Utah, das seine eigens entwickelte Rapture Technologie und Software selbst als Hyper Reality bezeichnet. Ihr wisst seit Scooter: mehr als Hyper geht einfach nicht. Neben den eigenen The-Void-Erfahrungen bieten die Firma auch spezielle Experiences an, die sogenannten Dimensions. Die erste große war Ghostbusters (Rapture Backpack und Gun = Protonen Pack, eine geniale Idee), nun folgt Secrets of the Empire mit Storm Trooper Booster Pack auf dem Rücken und E-11 Blaster in der Hand. Buchen könnt ihr in Orlando/Florida, Anaheim/Kalifornien und London/Großbritanien. Die Installation in London ist seit dem 16. Dezember 2017 für 12 Wochen aufgebaut und wartet nur darauf, dass sich jung und alt, Frau und Mann, Kind und Kegel daran erfreuen.

Ein Quickie für stolze Pfunde

Beginnen möchte ich mit dem generellen Ablauf. Ich habe mir im Vorfeld über die offizielle Webseite ein Ticket für stolze 32,5 Britische Pfund besorgt. Wie ich es verstanden habe, ist das auch die einzige Möglichkeit, an Tickets zu kommen, doch sah ich auch eine Kasse vor Ort für den Barverkauf. Wobei alle, die mit mir anstanden, ihre Tickets im Vorfeld erstanden haben. Als ich den Preis las, musste ich erstmal schlucken, wusste ich doch bereits, dass die eigentliche VR Erfahrung kaum länger als zehn Minuten dauert. Doch was soll der Geiz, es ist VR, ist Star Wars, ist geil, is für’n Club.

Dort angekommen wartete ich mit all den anderen Gästen, bis wir an der Reihe waren um uns ein Briefing auf einem Fernseher anzusehen, in dem wir auf das Ziel unserer Mission eingeschworen wurden. Wir sind ein Team der Rebellen, das auf geheimer Mission als Sturmtruppler getarnt eine geheimnisvolle Schatulle finden soll, in der das Obergeheimnis des Imperiums schlummert. So unfassbar spannend war die Geschichte, dass ich nur kurz mal in meinen Messages auf dem Smartphone checken musste, ob in den letzten drei Minuten was Aufregendes bei meinen Bekannten passiert ist. Im Anschluss an die Einführung wurde es spannend, wir durften unsere Rapture Westen und HMDs anlegen. Mehr zur Ausrüstung weiter unten. Danach wurden mein Team, das maximal aus vier Personen besteht, und ich in das „Portal“ geführt, in dem wohl das Pairing der Ausrüstung stattfand. Nach einer kurzen Wartezeit konnten wir uns über das HMD hören und sehen. Let’s go!

Die wahre Schlacht beginnt: Fanboy vs. Tekki

The Void Star Wars

Um der Ambivalenz in mir Rechnung zu tragen, möchte ich diesen Erfahrungsbericht aus den wechselnden Sichten meiner Alter Egos schreiben. Mal sehen, wie das endet. Ich schätze in einer Guter-Cop, Böser-Cop-Manier.

Fanboy: Einfach genial, ich klappe das HMD nach unten und sehe die beiden anderen Mitstreiter vor mir, in wirklich sehr guter Unreal-Engine-Grafik. Ich sehe meine Hände, wenn ich Sie mir vor das Gesicht halte, auch meine Gesten erkennt das HMD (ey, wer spricht sich frei davon, als erste Geste den anderen Mitstreitern den Stinkefinger zeigen zu wollen?). Ich entscheide mich aber zunächst für das diplomatischere Thumbs Up und dafür den Stinkefinger später und wohl dosiert einzusetzen.

Tekki: Einfach genial, ich klappe das HMD nach unten und sehe die beiden anderen Mitstreiter vor mir, in der guten Unreal-Engine-Qualität wie bei anderen AAA-Title. Einen Screendooreffekt kann ich fast nicht erkennen, nur wenn ich auf sehr helle Bereiche blicke wie beispielsweise auf meine Sturmtruppler-Rüstung. Sehr angenehm überrascht bin ich in diesem Moment und stark am überlegen, ob ein fehlendes Rapture Set denn bei den vielen draußen auffallen würde.

Ich selbst bin in der Ego-Perspektive körperlos, es sei denn, ich halte meine Hände vor das Gesicht, dann erscheinen sie wie durch Zauberhand. Die Gestenerkennung powered by LeapMotion ist halt… Leap Motion. Mehr muss ich wohl nicht dazu sagen. Wer seine Hände direkt vor das Gesicht hält, wie jemand der nach seinem ersten Joint gerade seine Finger wieder neu entdeckt, der wird durch akkurates Tracking belohnt. Halte ich die Hände von mir weg, so in Richtung „Supermans Fluggeste“, versagt das Tracking schnell, da die Finger für die Infrarotkameras dann nicht mehr zu sehen sind. Das Resultat ist – im besseren Fall – in meiner Ansicht verschwindende Arme (die, gut gelöst, für die Mitstreiter in ihrer Ansicht dann in einen Default Modus wechseln, sprich in eine der Szene angepasste vordefinierte animierte Bewegung oder Haltung). Im schlechteren Fall spacken die Arme und Finger dann erstmal lustig ab. Das wird später noch für amüsante Momente sorgen, wenn es darum geht, Knöpfe zu drücken und Schalter umzulegen.

Gerade diese Mixed-Reality-Elemente sind eines der bekanntesten Aushängeschilder von The Void und sie tragen tatsächlich immens zur Immersion bei. Wind, Hitze, Gerüche, taktile Eindrücke an Händen, Füßen und dem ganzen Körper (Vibrationen) passen fast perfekt und lassen mich immer wieder, leider nur kurz, vergessen, dass ich nicht wirklich vor Ort bin.

Ich muss das kurz erklären, um keinen Raum für Fehlinterpretationen zu lassen. Das Positional Tracking arbeitet gut, aber nicht perfekt und auch nicht so, wie ich es mir wünsche. Wenn wir uns langsam vorwärts bewegen passt alles. Es ist auch nie nötig, sich schneller als im Schneckentempo fortzubewegen. Dennoch spürte ich eine unangenehme und mich verunsichernde Latenz als ich versuchte, schneller zu laufen. Es fühlt sich schwummerig an, als sei ich etwas abgedüdelt und mein Hirn und meine Beine nicht in Sync. Ich bin ja Tekki, das System ausreizen muss schon mal sein. Danach ging ich, wie vom Imperium von mir gewünscht, im Schneckentempo weiter, wozu ist man schließlich Sturmtruppler-Drohne?

Star-Wars

Fanboy: Ich sehe meine Chance gekommen. Nachdem mich ein Sturmtruppler an einer Stelle so von schräg oben doof anmacht, packe ich meine Akimbo Stinkefinger aus. Ah, das tat gut. Aber da mich The Void zu kennen scheint, erhöhen sie den Grad der Immersion für mich weiter, indem dieser Sturmtruppler genauso reagiert wie meine Mitmenschen in Realität: Er übersieht mich und würdigt mich keines weiteren Blickes! Hammer, wie in der echten Realität.

Während ich mich mit meinen neuen VR Buddies von stimmiger Szenerie zu Szenerie arbeite merke ich, dass es schon einen sehr deutlichen Unterschied macht, ob man Room Scale oder Free Roaming VR erlebt. Einfach genial, wenn mehr als nur die visuellen, akustischen und propriozeptorischen Sinne angesprochen werden. Es wird warm, es wird windig, ich rieche, ich spüre. Ich interagiere mit echten Objekten. So etwas habe ich bisher noch nicht erlebt und das wird auch noch lange in Erinnerung bleiben. Im April bin ich in Dubai, da muss ich Ghostbusters ausprobieren. Und hoffentlich ist der VR Park dann auch fertig. Schöne neue Welt

So, ich muss aber sagen, nachdem wir nun unsere Blaster erhalten haben und ich etwas durch die Gegend ballere: Was für ein schlechter Arbeitgeber ist das Imperium denn bitte? Die Angestellten sollten sich mal in einer Gewerkschaft organisieren, aber als Rebell ist das nicht mein Bier. Wer solche Blaster in Auftrag gibt … schlimmer als das G36 der Bundeswehr. Ich muss den Tekki in mir mal fragen wie es überhaupt sein kann, dass ein Lasergenerator nicht schnurstracks in einer Linie geradeaus schießt, sondern so extrem streut und das ohne Rückstoß. Ach stimmt, ist ja bei Fallout 3/4 auch so, dann wird’s schon passen. Na egal, ich ballere auf die fiesen Sturmtruppler, die armen Schweine feuern zurück aber ich bin wieselflink und weiche ihren Blasterschüssen gekonnt aus. Werde ich getroffen, signalisiert mir das meine Weste durch eine Vibration an der entsprechenden Stelle am Oberkörper. Generell ist das Feedback des Blasters und der Westen super und hilft mir, tiefer in die virtuelle Welt einzutauchen.

 

Tekki: Das Feedback des Blasters und der Weste sind OK, nur etwas lahm für meinen Geschmack. Die Gun könnte mehr als nur leicht zu vibrieren, ebenso die Weste. Auch ist es ziemlich sinnbefreit dieses Feedback zu geben, wenn nichts weiter passiert. Ich verstehe das auch als Warnung in Richtung „Achte auf meinen Rücken“. „Dein Rücken wurde gerade zwei Mal getroffen“. Aber wenn man nicht sterben kann oder man gezwungen ist, aufgrund des Trefferfeedbacks auszuweichen, so verliert das Ganze an Charme und Reiz für mich. Daher wundere ich mich auch, warum der Fanboy wie ein Wilder versucht den Schüssen auszuweichen und dabei wie ein Kleinkind geräuschvoll im Matrix Style in die Knie geht.

Doch nicht nur Staunen und Ehrfurcht sind Teil meines Gefühlerepertoires in diesen zehn Minuten, auch herzliches Lachen gehört dazu. Spätestens wenn man in der richtigen Reihenfolge Knöpfe drücken muss, was man ja normalerweise mit ausgestreckter Hand erledigt, sorgen die herumglitchenden Hände der Mitspieler für einiges an Heiterkeit. Aber über Schadenfreude lacht man ja nur bei anderen, für einen selbst stellt das doch eine Herausforderung dar so halb blind die richtigen Knöpfe zu drücken, wenn die eigene Hand nicht vor den eigenen Augen auftaucht.

The Void 2

Fanboy: Wir nähern uns dem Finale, dem Final Countdown bevor wir unsere Mission erfüllt haben und die Schatulle für die Rebellion erobern. Da ich nicht spoilern will, es gibt auf dieser geheimen Geheimmission auch ein Wiedersehen mit einer bekannten Figur aus dem Star-Wars-Universum. Ich bin entzückt.

 

Tekki: Pfff … Fanboys …

Fazit

The Void Erfahrungsbericht

Für mich hat sich der Trip definitiv gelohnt. Ich halte meist nicht so viel von VR Gaming, zu viel Schrott und langweilige Spiele schlummern da draußen und gefährden gerade bei der HTC Vive und der Samsung Gear VR mein geliebtes Medium. Doch The Void zeigt, dass man mit VR auch eine breite Masse anlocken und begeistern kann. Sogar Leute wie mich, die schon einiges in VR gesehen haben und selbst für VR entwickeln. Ergo: Wer ein paar Groschen übrig hat und sich in nächster Zeit in London aufhält sollte sich diese Experience nicht entgehen lassen.

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